Unterwegs  
28.1.25, 12:31
Geposted von Kerstin Seidel

UNTERWEGS



Getrieben von Pferdestärken
rasen wir rastlos Zielen entgegen-
Vergessen fast der Weg, vorbei
strömt im Stakkato der Scheibenwischer zersprenkelt,
das Grün, in dunkler Schattierung,
nur vom Asphalt schleudert Regen
noch auf - Märchenhaft weitet sich der Blick zum Horizont,
Nebel wandelt Wiesen zu Traumorten,
Vielleicht paaren sich dort gerade Elfen mit Kobolden?
Vielleicht denkt Ähnliches der Mann neben mir?
Vielleicht ist weniger wichtig wohin wir fahren,
als der Baum neben der Straße?
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Schatten  
25.1.25, 08:26
Geposted von Kerstin Seidel

Der Schatten



sucht den Menschen
eine Bewegung im GegenLicht
wie im Märchen glänzend und schwarz
und die Nacht, diese dunkle, schimmernde Kuppel,
klirrend kalt wurde langsam heruntergelassen
von Rand zu Rand:
die nächtlichen Straßen münden alle
ins Grell der Großstadt in deren Mitte
halten Bläschen die Leere zusammen -
Die MasseMensch das Schattenbild
ein schwarzer pulsierender Kern
droht aufzubrechen
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Gleichgewicht/ Liebe 
5.1.25, 17:32
Geposted von Kerstin Seidel

GLEICHGEWICHT



So viel Leid und Liebe in einem,
in heillos heiliger Verpackung, was
wiegt mehr?
Nichts bleibt schwebend auf Dauer,
alle Mitspieler werden sich zu ihrem
Endpunkt bewegen, keine Figur
verlässt das Spielfeld so wie sie gekommen ist,
etwas kommt ins Rutschen,
etwas wird die Waage mit der Hand oder dem Herzen nach unten drücken, etwas wird dem Kind mit dem blutenden Knie das Bein brechen oder das Pflaster kleben, oder das Naschi reichen, wie in den fast vergessenen guten alten Zeiten, wo ein Bonbon das Böse besiegen konnte wie ein Gedicht die Guillotine,
etwas wird überwiegen,
nichts ist gemacht für immer zu sein,
so viel Liebe und Leid in einem,
nur ein Zustand von kurzer Dauer
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Liebe  
18.12.24, 05:44
Geposted von Kerstin Seidel

Seit ich dich liebe,



scheint die Sonne heller,
ist das Gras nicht nur am andern Ufer grün
und mein Herz schlägt viel, viel schneller
und rote Rosen regnen nicht, sie blühn.

Seit ich dich liebe,
ist der Himmel blauer,
die Zeit flieht nicht mehr, sie bleibt stehn
und mein Bauch ist viel, viel schlauer
und mein Kopf lässt alle Sorgen gehn.

Seit ich dich liebe,
ist das Leben reicher,
der Hass, er brennt nicht, er erfriert
und meine Worte werden viel, viel weicher
und mein Mund ist auf deinem explodiert.
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Wunder 
23.11.24, 08:56
Geposted von Kerstin Seidel

WUNDER



Heute erhebt sich
in diesem Wirbel von Unbeständigkeit,
in diesem Windmeer von
Uferlosem, ein Wunder,
eine Insel

Ich glaube daran, schaue hin, glaube
nicht an Statisches,
das scheint nur so,
glaube nicht an Gegenständliches
ist nur Gestalt gewordene Bewegung

Glaube nicht an Stillstand, an diesen Raum,
dieser Augenblick ist flüchtig,
ist fremde Klarheit,
ein Beinahe-Ist,
der Stuhl, von dem ich aufstehe,
das Wort, das ich spreche
wird angenommen und abgelegt

Ich glaube an diese Hände stetig
im Geben und Nehmen
diese Lippen zart
im Schweigen und Reden
diesen Menschen geborgen
im Hier und Jetzt
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Unsere Zärtlichkeit  
18.11.24, 19:14
Geposted von Kerstin Seidel
Für Andy:

Unsere Zärtlichkeit



zeugt sich im Zwielicht deines Zimmers,
koexistieren, mein Schon und dein Noch, mein Jetzt und dein Hier berühren mich deine Worte
ohne den Mund zu schließen,
atmet meine Sonne
deinen Mond zur Ruhe inmitten
Strahlen wir heller, bist du
die Summe aller meiner Sterne,
aller meiner Nächte -
nach dir nordet sich mein Herz
schlägt zur Hälfte in dir,
zu jedem Zeitpunkt träumt die Hälfte
meiner Nervenzellen nur einhändig,
nur einbeinig humpeln unsere Hirne,
unter unseren Füßen schmelzen
alle Mittelstreifen,
es macht nichts denn wir humpeln
fließend immer wieder
gegen den Strom,
denn wir sind Nachzügler im Zwielicht
lieben wir uns
mit den wachen Hälften unserer Herzen
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Leichtsinn  
9.11.24, 10:02
Geposted von Kerstin Seidel

Leichtsinn



Die Wege und alles,
was auf ihnen blockiert ,
fliegen hoch und lösen sich auf,
ein Netz steigt auf von dieser Welt
und fängt uns ein und
die Erde atmet nackt und neu
mit ihrer frischen Haut
überall am Himmel
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Herbst  
27.10.24, 06:52
Geposted von Kerstin Seidel

SPAZIERGANG IM HERBST



Mit Abstand das Detail sehen,
die Tautropfen im Spinnennetz,
die Flechte am Buchenstamm,
das Braun am Blattrand,
jeder betaute Halm, ein glitzerndes Kleinod im Grün der Weide,
ein Ganzes im Augenblick bleiben, sehen,
die Stille des Sees serviert Sonnenschein auf dem Silbertablett,
das Staunen der Eichen über die Wärme der bemoosten Wurzeln, vorsichtig Füße setzen, Schritt für Schritt neue Wege finden,
langsam voran geduldig den Kopf leeren, fühlen, lebendige Erde,
feuchte Fülle, Früchte am Boden, Eicheln, Kastanien, Bucheggern,
Blätter wie goldene Kronen schmücken die Bäume,
ihr Flüstern verspricht Frieden
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Herbst / Laut 
21.10.24, 05:40
Geposted von Kerstin Seidel

Der Herbst



ist schrill
in den Augen
das Rot und das Gelb
so prall knall
die fetten Früchte
vom Baum die Blätter
fallen pling plong
auf die Erde und
die bleibt ruhig
treibt sich Pilze aus
Lamellenschirmchen
schau wie das Männlein
steht im Walde
so still und stumm
die Büsche brennen bunt
dass die Heide wackelt
wie das euphorische Efeu
sich von Blatt zu Blatt schlängelt
schüchtern schüttelt der Wind
die Buchen entblättern sich gern

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Echte/ Kindheit  
13.10.24, 11:31
Geposted von Kerstin Seidel

ECHTE



Hier, wo die blauen Bäume ihre Blätter werfen
wie Bänder flatternd im Wind,
war mein Feld, unter dem Gras das Wunder,
wurzelte Licht, das wir säten
in vierblättrigen Liebesformen, hier Glück
und dort Tiefkühlkost für die Traurigen ohne Balance und Blau, dafür blind erloschen im Winkel der Kirche, blieb die Kindheit ein ernster Versuch, wegziehen, endlich die Zehen in den Mund nehmen dürfen und spielen wie Zwei, die ein Du und Ich verstehen, Worte gossen wir wie Blei, diese Käfer, diese kupferfarbenen Dinger wie braune Engelchen erleuchteten die Scheune, hielten uns auf Abstand zur Realität, riefen uns zur Rebellion gegen das Rauschen, wir wollten die Stimmen der Hunde hören, bissige Angst aus Mangel an Tönen, eine Kläffende Kritik, Vorstadtunruhe hinter den Kulissen der dichten Gardinen die Spinnen und ihre Netze, nette normale Nachbarn und wir Eintagsfliegen, täglich neue Narrative, lebten mit zwei Hälften ohne Bindestrich, rechts-links, oben-unten Schnitte, feine Narbenmuster, kartographische Lymphknoten im krebskranken Gewebe der Gewohnheit, wir waren mit nichts verwandt, nur wir, mit nichts drunter, nur Haut und Knochen
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