Weihnachten  
22.12.23, 12:58
Geposted von Kerstin Seidel

GEDANKEN ZUR WEIHNACHT IN MEINER STADT



Eine Plastikwelt, die jedes Echte
plump entstellt, wo Wärme nur
aus Bechern dampft und Dumpfes
durch die Straßen stampft,
an jeder Ecke sitzen Bettler,
auf Plätzen warnen Welterrettler
vor dies, vor dem und das zu viel,
ein nimmermüdes Possenspiel
die Krippe vor dem Coffeeshop
wie jedes Jahr ein öder Flop,
vorbei drängt sich buntes Treiben,
keine Zeit zum Stehenbleiben, schnell,
schnell huscht die gehetzte Menge
zum Glühweinstand in das Gedränge
klingen, singen fromme Lieder
vom Hüttendach schauen Engel nieder,
fein in Zellophan gehüllt
das Schmalzgebäck die Seele stillt,
so fettig, süß und klebrig heiß,
das Karussell dreht sich im Kreis
zum Liede, „lasst uns froh und munter“,
die Kinder warten auf das Wunder,
das die Weihnacht bringen soll,
Eltern stopfen Taschen voll
und alle merken irgendwann,
das man sich Glück
nicht kaufen kann
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Zeit 
19.12.23, 18:33
Geposted von Kerstin Seidel

Mit der Zeit



Einswerden, eintauchen in das Klicken der Küchenuhr,
rhythmisch Räume eröffnen,
im Innern innehalten
und dennoch permanent pendeln
zwischen Traum und Tag voller Visionen
die Wimpern halten mehr
als der Blick berühren kann mich
bis tief unter die Haut verteilen,
ich bin eine Vibration des Vergänglichen,
aber nichts geht verloren,
alles ist ein endlicher Punkt,
Wendepunkt,
dort ist der Himmel geräumig,
den Uhren entrückt,
einen Gedanken lang- lichtschnell,
weißgrell spür ich die Zeit
ist der Himmel, der dem Auge enteilt,
geräumiger Ort für Ohren und Herzen
und solche, die vorwärtsgehen

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WEG Zueinander/ Frieden  
16.12.23, 18:22
Geposted von Kerstin Seidel

Dies ist der Weg!



Lass uns zueinander sprechen
in einer vertrauten Tonart
mit dieser Stimme wie

Engel, Mann, Frau gehen
in den Spuren dazwischen
ist kein Schritt mehr möglich,
ohne die Welt zu zerstören

sag mir, wann kommen die Vögel
wieder, wann fällt Schnee
in die Nacht, wer baut mir
ein Strandbett aus
Mut und Muscheln?

Dort lag ich allein, aus Kanten
und Scherben baute ich ein Nest
als der Tag mich verließ, schwieg
ich und begann zu atmen leicht

in salziger Luft begruben sanfte Gedanken
im Sand deine Stacheln
und für dich teilte ich das Meer
mit einem einzigen Blick
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Höher/ Frei/ Glück 
16.12.23, 08:14
Geposted von Kerstin Seidel

HÖHER



So kopflos, ohne Schwerkraft nur
Lust aus der Mitte pur,
spüren, tanzen und sich drehen
niemals auf der Stelle stehen,
ein großes Ja, zum Leben eben
Haben immer mehr als geben,
schwerelos durch Zeit und Raum
aus Fantasie sich Tage bau‘n,
den Kopf in Wolken hoch im All
stundenlang im freien Fall,
über Grenzen, Mauern hoch hinaus
von oben sieht man kleiner aus,
sieht man Manches ganz scharf
erlaubt ist nicht nur was man darf
auch alle schönen Zwischentöne,
all das Pure, all das Schöne,
alles was man braucht und will,
manchmal wenig, manchmal viel,
nimm es dir, wechsel die Sicht -
flieg hoch in‘s Blau,
flieg hoch zum Licht
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Ärger/ schlechte Laune  
9.12.23, 08:50
Geposted von Kerstin Seidel

Ätsch!



Schräg über meiner Laune hockt
ein Ärger - und bockt,
will Kummer heute mir bereiten
und mich zur Miesepetrigkeit verleiten

Ich möchte friedlich weiter ziehen,
sinnloser Nörgelei entfliehen,
verquere Böcke sind entbehrlich,
der Weg ist ohnedies beschwerlich

Der Zänker will nicht locker lassen,
versucht mich unbedingt zu fassen
und anzustieften ihn zu hassen

So stell ich mich dem miesen Peter,
dem gute Launezeit - Verräter
und siehe da: der Zank…da geht er
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Jesus‘ Weihnachten  
2.12.23, 10:01
Geposted von Kerstin Seidel

RETTER



Limitierte Lebensfreude,
Black Fridayfröhlichkeit,
Bemühte Besinnlichkeit,
Krampfhaftes Kampfkaufen
ausverkaufte Stille:
Wartet
auf das Christkind!
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Déjà-vu 
30.11.23, 06:01
Geposted von Kerstin Seidel

Déjà-vu



Der Blick steht fest wie die Zukunft
im Gleichschritt flackert
hinter den Fenstern das Licht
am Abend sehen alle
das gleiche Fernsehprogramm
auch am Morgen
erscheinen alle gleich
fassen sich
mit der Hand zum Gruß
in der Tageszeitung war Krieg
draußen vor der Tür
fällt wieder Schnee
auf hochglanzpolierte Stiefel
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Nähe  
21.11.23, 13:58
Geposted von Kerstin Seidel

Nähe



Wieder rückt mir
die Stadt näher
schreibt neue Namen
in mein Gesicht
Leuchtreklame die ich
lese über dem regengeplätteten
Tummelplatz
hängt das Versprechen auf
Wärme im Kaufhaus stürzen
die Preise ins Bodenlose
wie ich steht die Zeit still
nasse Nähe mit Fremden
dazwischen Frau mit Hut
wo sind die Wiesen
von der Stadtmitte bedeckte
Tagträume in Beton gegossen
wo Jahreszeiten
eine Hoffnung heften
an den Himmel
oder
Papiergesichter
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Frei fühlen  
18.11.23, 11:18
Geposted von Kerstin Seidel

Fühlen Sie sich!



hier und überall
den Hirnentleerten Inhalt –
Fühlen Sie sich?
befriedigt, aber schnell
sind sie wieder unzufrieden.
Dann Fühlen sie sich irritiert
bis sie voll
kommen
klar
kommen sie
& lüften Sie sich einfach mal aus –
oder Befreien sie sich,
wenn sie sich festhalten
lassen sie los
&
fahren sie fort
bis zur nächsten Völlerei, dort
Fühlen SIE SICH ab
& zu sind sie
voller
Tatendrang
Fühlen Sie etwas
Kaltes – ein Kühlkissen
auf ihrem Hals voll-
ständig gehen sie
den Taten & Tatsachen
bis auf den Grund
leeren sie sie
& Fühlen SIE SICH
selbst und
auf einmal
sind Sie wieder wer
oder was sie sind:
vollständig frei
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Heimat/ Halbdunkel  
15.11.23, 09:22
Geposted von Kerstin Seidel
Zyklus- Heimat:

Halbdunkel



Im dunklen Zimmer des Himmels
polterte ein Gewitter herum, doch ich nahm mein Handtuch unter den Arm und ging zum Fluß quer über das Land
Wandernd, seh ich immer zur
Hälfte Wolken, Geheimnisse
Hör ich zur Hälfte in einer
Siedlung aus Wohnwagen, mobile Behaglichkeit zwischen
Brennesseln, Schilf, platschte
ein Regentropfen, groß wie einer der
Boskop, die auf der Straße
Lagen, auf meinen Arm dennoch
holte ich meine Flügel hervor und
wollte mit ihnen als Phönix
über die Elbe hinstreichen plötzlich
plumpsten hinter mir die Wohnwagen weg,
es stoben Wasserläufer zur Seite, ließen
wie Schlittschuhe ihre
geschliffenen Kufen dahin schießen
nun schloss ein Blitz die Schleuse auf,
die Regentropfen verwandelten sich
in lodernde Dochte in einer Sturmlaterne
Wow , Was da auf mich zukommt,
dachte Ich,
während ich zum Steg schwamm,
dabei sind schon so viele Herzen
in mir ausgelöscht,
wenn ich beim Fühlen
Erstarren spürte, glaubte ich, ich müsse
das Alles auf mich nehmen, um umständlich
in mich zu finden, deswegen
Sitz ich jetzt im Donner
bei regengeplätteten Weiden
die sonst sich sanft im Licht wellen
und ich sitze im Halbdunkel
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