Fremd  
24.9.25, 10:03
Geposted von Kerstin Seidel

FREMD



Die kalte
Nacht in fremden Betten
und dein Atmen
hinter den Küssen
eine Matratze
mit Sommerdüften bezogen
wir warteten
auf den Morgen
auf Städte
aus Stein
Licht und
Wärme während
draußen die Katzen kämpften
als witterten sie
die unbekannte Erde
unter unseren Schuhen
wurden wir heimisch
in uns

  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Herbstliches Schattenspiel  
22.9.25, 17:48
Geposted von Kerstin Seidel

HERBSTLICHES SCHATTENSPIEL



Zwischen-
Ton das Rot der Buchen, laut
riefen die Zikaden
ihrem Sommer nach und
unter unseren Füßen
fröstelte der Tau.

Oben
am Kirchturm zierte Zeitgold
stach tief
in die aufziehende Nacht.

Unten
der Marktplatz, Krieger-
Denkmal heiter die Glocke
hämmerte das Ohr
zum Gleichschritt

  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Frei 
20.9.25, 07:12
Geposted von Kerstin Seidel

FREI



Wir schleichen dämmrig durch die Küche, Kaffee sagst du,
wie nebelgegossen durch die Gardine goldet der Morgen.

Graskratzer hast du vom Wandern,
als Momentaufnahme meditiert das Tal, buddhistische Birkensetzlinge begrenzen den Lärm


Die Wege sind bachläufig geschnitten
(warum ist die schönste Bank immer besetzt?)
und Wiesen wagen den Sprung in die Sonne, dein Lächeln stand dir bis zum Hals

Und über deine Würgemale, webte ich
Küsse so zart und zappelnd wie Spinnen filigrane Fäden und
als blieb dir das Wort dort kleben:

Aber dir gehen die Fäden ab,
die lösen sich von genau diesem Netz,
und der Kopf ist eine Lichtung und
die Gedanken sind frei

  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Einfach so  
19.9.25, 08:42
Geposted von Kerstin Seidel

EINFACH SO



In meinem Ohr
ein Zwitschern,
wenn ich aus der Tür trete
in den Garten
zum Teich gehe,
für etwas Erholsames,
sei es nur das Füttern der Fische

In meinem Ohr
ein Summen,
wenn ich auf die Wiese trete
in den Tag,
für etwas Schönes,
sei es nur das Trösten der Bäume

Ein Klingeln
in meinem Ohr,
wenn ich Ankomme
bei dir
oder mir
ohne Schlüssel-
bund und Grund,
einfach so
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Hart 
18.9.25, 10:26
Geposted von Kerstin Seidel

HART



Er sagt, du bist härter als ich,
wie das Grün des Waldes
vor der Haustür ist mein Schweigen
ein Versprechen auf Vergebung,
diese stummen Wege
kreuzen die Angst
gehört zu den Anderen,
ich stehe neben mir
und werde wachsam
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Ufergeflüster 
26.7.25, 13:54
Geposted von Kerstin Seidel

Ufergeflüster



Längs des Flusses
ging ich direkt ins Herz,
der Abend wurde klar,
Linien flossen zusammen:
Der Vogel, das Abbild eines Vogels,
das Haus, das Abbild eines Hauses,
alles auf einen Blick.

Nach nirgendwo eine so weite Reise,
dass wir nicht aufbrechen mussten,
weniger Worte, aber nie ist es stumm,
den ganzen langsamen Tag murmelt
es Visionen in die Flanke des Flusses,
Es ist nicht Regen, sondern Fluss,
Es ist nicht Fluss, sondern Meer,
es ist all das und das Andere,
vielleicht werden wir dann nicht untergehen
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Gezeitenwechsel  
31.5.25, 07:09
Geposted von Kerstin Seidel

Gezeitenwechsel



Springende auf erdener Straße irregeführt irgendwie quarzgesteuert
der Wettlauf von Venus & Mars immer noch unentschieden im mondschill heller Städte wohnt Menschenlicht einsam der Moment mit dem Berg & der Mond silberner Knochenfisch aus Licht gezüchtetes Weltraumschweigen rätseldurchstürzte Energie knisternde Kerne auf Kollisionskurs rotierend gegen den leeren Raum wandern wie Sonden die Zeichen heran aus kältestem Plan auf Augenbahnen aus dem Orbit opalner Traumzeit zu Buchstaben erhöht das Aufwachen in der Sonne des Winters weiß
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Blau 
30.5.25, 09:31
Geposted von Kerstin Seidel

Wolkenstimmung



Mein Blick aus dem Fenster
keine Formen, nur rauschhafte, flächendeckende Leere, Menschen mit gähnendem Geist, gedankenlahm,
ihre Welt ist im Wandel, die Dinge hauchen sich aus, schnell und schneller, die Nachrichten im Fernseher- ein Postkartenflattern,
neben Plastiktischen und Palmen
eine Schleppe aus Sand, der Beachclub am Pier, dort präsentiert sich die Stadt weltoffen, da warten die Schiffbrüchigen in ihren Schneckenhäusern auf den siebten Himmel, Perlen aufgereiht zu Ketten erfinden die Freiheit als buchtige Bewegung, ankern ihre Ahnungslosigkeit im Verstand, denken zu spät, fragen zu früh, benennen, was sie tun als wahrscheinliche Ursache, Liebe - dieses Wort ist auch nur ein Teppich unter den Füßen weggezogen und in den Mund genommen, Angst- dieses Wort ist auch nur ein Zittern unter die Haut gekrochen und gewuchert, mein Blick aus dem Fenster entblößt den Himmel
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Nackt/ Angst 
29.5.25, 11:01
Geposted von Kerstin Seidel

NACKT



Nachts sprayen wir Nitro,
unter den Schlägen der Hubschrauber
imprägnieren wir unsere Körper mit Karbon,
Wir schlafen, um nicht zu fühlen,
Wir fühlen, um nicht zu denken,
Wir denken, um nicht zu handeln,
Jump and run, HP sammeln fürs Überleben im Übermorgen,
Unsere Hashtags verbreiten Visionen,
Wir schieben Grenzen, sortieren Schmerz nach Staatsangehörigkeit,
je mehr sie leiden, desto weniger Sie leisten, tragen den Frieden als T-Shirt & die Angst als Augenbinde,
Wir lösen uns auf und verstehen die Chemie nicht, zwischen neuer Regierung und Realität blassen Politiker in weinender Luft, mit Alkohol getränkten Tüchern ertränken wir die Furcht vor unseren Mündern:
Im schmerzverzerrten Tränenradius vertreiben Mäzene die Kleingärtner, kreieren aus Grünflächen wirkungsvolle Wohlstandsquadrate,
Nachts atmen wir schwer,
Wir spüren, wir sind nackt unter den Schlägen der Hubschrauber
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )
Der Fluss 
24.4.25, 05:51
Geposted von Kerstin Seidel

Der Fluss



hat seinen Blick verschleiert
doch steht er am allerklarsten an den Ufern
geöffneten Auges im Grün,
die Stadt ist näher getreten
vielleicht senkte ich doch
meine Augenlider in der Nacht.
Morgens singt der Vogel schöner,
durch den Blick hindurch ins Blau,
wenn das Licht den Tag enthüllt
  |  Permalink   |  $star_image$star_image$star_image$star_image$star_image ( 0 / 0 )

<Zurück | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Weiter> Ältester>>