Herbst  
27.10.24, 06:52
Geposted von Kerstin Seidel

SPAZIERGANG IM HERBST



Mit Abstand das Detail sehen,
die Tautropfen im Spinnennetz,
die Flechte am Buchenstamm,
das Braun am Blattrand,
jeder betaute Halm, ein glitzerndes Kleinod im Grün der Weide,
ein Ganzes im Augenblick bleiben, sehen,
die Stille des Sees serviert Sonnenschein auf dem Silbertablett,
das Staunen der Eichen über die Wärme der bemoosten Wurzeln, vorsichtig Füße setzen, Schritt für Schritt neue Wege finden,
langsam voran geduldig den Kopf leeren, fühlen, lebendige Erde,
feuchte Fülle, Früchte am Boden, Eicheln, Kastanien, Bucheggern,
Blätter wie goldene Kronen schmücken die Bäume,
ihr Flüstern verspricht Frieden
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Herbst / Laut 
21.10.24, 05:40
Geposted von Kerstin Seidel

Der Herbst



ist schrill
in den Augen
das Rot und das Gelb
so prall knall
die fetten Früchte
vom Baum die Blätter
fallen pling plong
auf die Erde und
die bleibt ruhig
treibt sich Pilze aus
Lamellenschirmchen
schau wie das Männlein
steht im Walde
so still und stumm
die Büsche brennen bunt
dass die Heide wackelt
wie das euphorische Efeu
sich von Blatt zu Blatt schlängelt
schüchtern schüttelt der Wind
die Buchen entblättern sich gern

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Echte/ Kindheit  
13.10.24, 11:31
Geposted von Kerstin Seidel

ECHTE



Hier, wo die blauen Bäume ihre Blätter werfen
wie Bänder flatternd im Wind,
war mein Feld, unter dem Gras das Wunder,
wurzelte Licht, das wir säten
in vierblättrigen Liebesformen, hier Glück
und dort Tiefkühlkost für die Traurigen ohne Balance und Blau, dafür blind erloschen im Winkel der Kirche, blieb die Kindheit ein ernster Versuch, wegziehen, endlich die Zehen in den Mund nehmen dürfen und spielen wie Zwei, die ein Du und Ich verstehen, Worte gossen wir wie Blei, diese Käfer, diese kupferfarbenen Dinger wie braune Engelchen erleuchteten die Scheune, hielten uns auf Abstand zur Realität, riefen uns zur Rebellion gegen das Rauschen, wir wollten die Stimmen der Hunde hören, bissige Angst aus Mangel an Tönen, eine Kläffende Kritik, Vorstadtunruhe hinter den Kulissen der dichten Gardinen die Spinnen und ihre Netze, nette normale Nachbarn und wir Eintagsfliegen, täglich neue Narrative, lebten mit zwei Hälften ohne Bindestrich, rechts-links, oben-unten Schnitte, feine Narbenmuster, kartographische Lymphknoten im krebskranken Gewebe der Gewohnheit, wir waren mit nichts verwandt, nur wir, mit nichts drunter, nur Haut und Knochen
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Wir/ Liebe 
12.10.24, 16:56
Geposted von Kerstin Seidel

WIR



Neue Worte verrücken die Pläne
in uns steht die Zeit still,
durchlässig für Freude,
Powerpartikel in Paargestalt,
wir,
Dopaminjunkies im Dauerrausch,
Gedankensynchronisierte Glückselige,
wir,
pulsen jede Panik ins Pink,
Positiv verrückte Vollgasgeber im Kopfüber
können das Jetzt,
wir,
schweigen im gleichen Ton,
Lustlauscher im Gespräch
wir,
hören uns zu
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Gesang der Kanephore/ Freiheit  
22.9.24, 14:07
Geposted von Kerstin Seidel

Gesang der Kanephore



Stolz trägt die Kanephore
das Dach des Gebäudes
das gewickelte Gewand
verbirgt die Anmut
die es offenbart -

In meinem Haus
wo das Haar
den Horizont berührt
bist du geborgen

In meinem Haus
wo die Füße
den Boden betreten
steht dein Tisch

In meinem Haus
wo das Licht
die Fenster flutet
ist dein Blick klar

In meinem Haus
wo die Tür immer
offen steht
bist du frei

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Essenz/ Selbstbewußtsein  
22.9.24, 13:37
Geposted von Kerstin Seidel

ESSENZ



gezüchtetes Schweigen,
die Gezeiten wechseln zum Sturm
rätsedurchstürzte Energie erzeugt
eine kerngraue Kluft
im Inneren, zwischen den Zeilen
lesen wir uns zusammen in Trance,
farbenfrohe Schleier flirren die Iris mit Illusion,
das kann die Ewigkeit nicht gewollt haben,
wo ist der Moment mit dem Berg ?
wo ist das Weiß in der Mitte?
aber wir wandern
aus und suchen den kältesten Ort,
sondern Zeichen ab und
erklären uns unabhängig
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Windstille  
14.9.24, 19:54
Geposted von Kerstin Seidel

WINDSTILLE



Morgens früh in allen Himmelsrichtungen
schweifen Grenzenlose verloren,
verfallene Paläste, ich bin das Fremdwort,
lose Grenze, die niemand zieht bis zum
Bauzaun mit Graffiti, bin ich das Alte,
trage die selbe Figur über das Spielfeld,
reiche Süßigkeiten, die den Schmerz nicht besiegen
und die Schwebe nicht ankern
und das Meer ist immer nah und zärtlich grün,
Algen, die am Körper hungern wie fransiger Frost,
früh Morgens breche ich Wellen,
kröne meine Schatten mit Schaum
und lösche mein Gedächtnis -
von nun an ist Windstille
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Auf dem Tisch/ Veränderung  
27.8.24, 11:02
Geposted von Kerstin Seidel

AUF DEM TISCH



Am Morgen schneide ich Sonnenblumen
und schmücke den Tisch, diese Blumen
wissen wie man sich erleuchtet und
ihr Gold ist stimmig, unschuldig, etwas,
das überwiegt, so vergänglich wie das Schönste
und ich hole Luft bis die Leere in meinem Brustkorb summt,
hier war ich-
an diese Mauer schreiben,
schreiben über den Traum,
der mein Dasein mit dem Morgen versöhnt,
über die Stillen, die so leise sind,
das kein Satz sie stört, denn manchmal
hängt das Glück in winzigen Worten ohne Ton,
als wäre alle Luft raus und auf diese ungeahnte Weise
verrücken die Orte in mir unwiderruflich und ganz
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Blue Notes/ Jazz 
10.8.24, 12:49
Geposted von Kerstin Seidel

Blue Notes



Meinetwegen muss sich niemand mehr frisieren,
ich geh jetzt ungeschminkt ums Haus,
bin meiner Töne erster
Hörer und schenk nun
täglich mir nen Blumenstrauß

nur wer, was zu sagen hat,
der kann parlieren,
nur wer weinen kann,
der kann auch lachen
bringt eigne Meinung auf das Blatt-
Blättchen sind völlig andre Sachen

wer nen guten Ansatz hat, der spielt
nie glatt, erzählt vom Jetzt und Hier,
ich bin der Töne fette Beute,
meinetwegen jede Nacht bis früh um vier
zieh ich mit meinem Pork Pie durch die Stadt -
Jazz im Keller, Jazz auf Straßen

Leute, vielleicht macht ihr eigne Melodien,
lieben, leiden, lassen,
während schräge Vögel um die Häuser ziehen,
denn ich bin der Töne fette Beute,
schreibe Reime zum Frühstück heute,
blaue Noten auf weißem Papier
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Morgenspaziergang/ Freiheit  
3.8.24, 10:58
Geposted von Kerstin Seidel

Morgenspaziergang



Funkelnde Gräser längs des
schummrigen Ufers,
am Strand den Fluss betten -
Versuche des Erinnerns um das Glück
gebogen in die richtige Richtung,
mit der Zeit Hand in Hand voran gehen,
die zukünftigen Schritte zueinander hin,
die Spuren spüren in allen Himmelsrichtungen schweifen
mit Gedanken an dich
den Horizont weiter vor mir her treiben,
im Zustand äußerster Freiheit -
eine neue Grenze,
die ich sein könnte
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