MONDMORGEN 
19.8.18, 11:54
Geposted von Kerstin Seidel

MONDMORGEN



Hallo du, halbierter Himmelskörper
du Perlensplitter, sonnenseitig,
weitig, mittig angefacht hell und heiter,
weltab ein Klickerstein flippst du
klarend über‘s Firmament, Fadenöse
du silbern Schimmer, Sternseide
am Saum vergangener Nacht
hab ich die Stille ausgemessen
und ein Mondkleid mir gemacht

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IM TONTEICHBAD 
19.8.18, 11:52
Geposted von Kerstin Seidel

IM TONTEICHBAD



Bauch an Bauch am Beckenrand
und Bäume um den See, die ihre
Blätter wie altes Wissen abwerfen
zu früh in diesem Jahr die Erde
dreht sich schneller, nimmt uns mit
und stündlich peilen wir
den Stand der Sonne überm großen Sprungturm ein lauer Wind weht
Pappbecher hinter Handtüchern
schlottern Kinder unter den Flügeln
fürsorglicher Frauen der Wind
kräuselt das warme Feucht den
Muschelton im Ohr gleite ich
mit geschlossenen Augen
unter die Wölbung des Wassers

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MITTAG AM SEE 
19.8.18, 11:51
Geposted von Kerstin Seidel

MITTAG AM SEE



Sonnenzenit, Stillstand
jeder Bewegung
nur Libellen kreuseln hier
und dort in summenden Linien
das Wasser und landen schließlich
auf kühlendem Stein und öffnen
und schließen schimmernde Flügel
blau wie der See und die Buchen
und Weiden bleiben schattenlos
gebannt in glühender Hitze die Seele
atmet nach innen, klein, allein
und Stille ringsum wie
verstummte Zeit in
geräuschlosem Raum als ob
alles Lebende staunt in
erleuchtetem Warten
auf die Kühle der Nacht

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MEIN SCHATZ 
19.8.18, 11:48
Geposted von Kerstin Seidel
Für Kurt:

MEIN SCHATZ



Eine Nachtundnebelaktion
am Ufer des Deiches stehend
gleitest du in den Schlaf
geboren in meinem Herzen
bleiben wir unzertrennlich
im Tanz der Ãœberallwesen bei
Sonnenaufgang am Ufer entlang
ein viel zu früher Gesang der Möwen
aber wir sind leise
schon vor dem Erwachen weißt du
wer du bist
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IN DEINEM ARM 
19.8.18, 11:47
Geposted von Kerstin Seidel

IN DEINEM ARM



Die Landschaft ein Singsang aus Sehnsucht und
Sonnenblumen unterlegt mit dem Schimmern der Sterne nachtblau
die Stunde später
stand die Stille als dunkler Deich,
die Nacht trieb
Mondlicht im Wasser verschilfte
das Ufer zu Rohren und
ich schlief im Garten auf betrunkenem Boden
morgennass wie ein neugeborenes Noch
mehr zeigte mir der Wind
Zuversicht und strich mir Sonnenschein
vom Nacken
als ich aufwachte
in deinem Arm

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SINNLICH 
19.8.18, 11:46
Geposted von Kerstin Seidel

SINNLICH



Gedämpftes Gestern
bis der Tag
sich aus dem Morgen schält
verhüllt, Nebel vor dem Deich
bedeckte Farben, wolkenstufen
Treppen zur Erde und höher
himmelwärts, grenzenlos
stützen den eigenen Horizont
erweitern bis zum wilden Flug
der Gänse, über Baumwipfel hinaus
in‘s Ungewisse bis der Körper
sich entsinnt
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GEILES GIFT 
19.8.18, 11:44
Geposted von Kerstin Seidel

GEILES GIFT




Komm verweile an
meinem Rosentor
so zart reck ich
meine Blüte dir empor

Tanz mit mir den Reigen
sollst du zärtlich mich erwecken
will dir meinen Nektar zeigen
lass dich fühlen, vielleicht schmecken

Öffne mich ganz leise
sei behutsam und gib acht
diese wundervollste Weise
hat schon Manchen geil gemacht
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JANUS 
19.8.18, 11:42
Geposted von Kerstin Seidel

JANUS



Er gibt sich eine zweite Haut
die erste war zu eng geworden unter
der Brust schlagen jetzt zwei Herzen
dumdetekdetek Taktik gegenüber
Taktlosigkeit mal wieder überspielt
mit Mehrdeutigkeiten es könnte nur
ein lauter Ton sein oder ein Schrei
oder aber ein Ruf nach mehr, alles möglich
dance away - dream on
diesmal mittels
seiner über viele Seiten verstreuten Versprechen
aber als er die Bilder abhängt bleiben
weiße Flecken im Gedächtnis
so expressiv wie purpurne
Mottenflügel und türkise Tentakel
helle, haltlose Hirngespinste wie die Vergangenheit,
zuhause ist immer wo anders und für ihn längst nicht mehr am Ort
fest zu machen nach hause wieder nach Hause Klarheit gewinnen
so leicht ganz so leicht ist es nicht und manches gewinnt Kontur erst im Moment der Metamorphose

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Vergänglich 
30.4.18, 18:17
Geposted von Kerstin Seidel

Vergänglich



ist das Gefühlte,
dennoch ist es gefühlt:
Leichter wird das Bemühte
der Verstand kühlt
Immer: Es bleibt die Schwingung
im Ton, die Melodie klingt
weiter geht das Singen
die Liebe gelingt
Verschwindend ist das Vertraute
dennoch ist es vertraut :
Leiser werden die Laute,
das Haar ergraut
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ZUHAUSE 
30.4.18, 18:15
Geposted von Kerstin Seidel

ZUHAUSE



Es gibt einen Fluss
neben unserem Haus,
in dem sich Wolken spiegeln
und ein Bett überzogen
mit Blumen, wo mein Mann
die Augen schließt und
die Arme ausstreckt bis weit
über den Rand es gibt
einen kleinen Schuppen ohne Tür,
der windschief den Himmel trägt,
es gibt Gras und Bäume und
Wellen in Pfützen am Deich
gibt es einen Ort,
an dem es mich gibt
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