Bunte Bilder  
28.5.23, 08:51
Geposted von Kerstin Seidel

Bunte Bilder



stechen ins Auge
in den Ohren die Paragrafensprache
stanzt Nichtwissen in die Netzhaut
für die Verpuppung präpariert

Der Raum ist aufgeschlossen

Homogenisierte Masse Mensch
verdunstet:
Darunter die Quintessenz-
Das Wort „Friede“ gefällt

es passt perfekt zu jedem verformbaren Körper
kopfloses Treiben von Tauben schreiben
in blutiger Schrift Tatsachen

An den zerklüfteten Zeilen hängen
Hoffnungsfetzen:
Und es ward Licht

verfolgt uns bis Heute
auf unserer Flucht
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Hoher Morgen  
10.5.23, 08:38
Geposted von Kerstin Seidel

Hoher Himmel



Die Häuser träumen unter ihrer
Wolkendecke und der Sommer
haftet an nichts
als den Schwalben, wie Spreu
in den Himmel geworfen
und herab gesunken
auf die Dächer meiner Siedlung
im Licht wechseln vertraute Winkel
ein Lächeln mit den Furchen
aus Wegen und Wiesen dazwischen
rollt mir der Raps
einen gelben Teppich aus
und neue Wege öffnen sich
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ABWÄRTS  
7.5.23, 15:01
Geposted von Kerstin Seidel

ABWÄRTS



haben wir uns
im freien Fall verloren
unter Wölfen im Norden
hängt der Winter lange eisig
auf der Wäscheleine flattert
dein Hemd auf und ab
klammert sich mein Auge
an dich,
mein Atem wickelt sich
wie ein Schal
um deinen Hals und
wärmt das Danach -
hier habe ich dir mein Herz
entfaltet
es hängt zum Trost im Schrank
neben dem Smoking glatt gebügelt
hast du mir deine Worte
in den Mund gelegt,
auf meiner Netzhaut
brennen deine Farben
bis das Licht
die Erinnerung versengt
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Elbstrandmorgen 
30.4.23, 07:37
Geposted von Kerstin Seidel

Elbstrandmorgen



Der Fluss hat seinen Blick verschleiert
doch steht er am allerklarsten am Ufer
singt hörbar der erste Vogel
nur noch Schatten schliefen
mit geöffneten Augen im Schilf flüstert das Wasser
dehnt sich aus bis unter den Steg
in der Mitte halten Bläschen das Dunkel zusammen,
ein schwarzer, pulsierender Kern droht aufzuleben
unter umgestürztem Himmel lauert
die gläserne Leere wird langsam gesenkt,
sie bedeckt von Rand zu Rand die erwachende Welt
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29.4.23, 15:53
Geposted von Kerstin Seidel

ODER SO



Über den Rand gedrängt das Bedürfnis
nach echter Kommunikation
bewichtet mit Ketten zu Knoten
geknüpfte Komplimente ersticken Erkenntnis
in Hohlräumen gefangene Hoffnung
auf Veränderung, gekidnappt das Glück
ist auf dem Rückweg rausgefallen,
Rabatz statt Respekt,
Werbetrommel gerührte Worte
rollen Rache aus,
Songtexte stecken im Hals,
die Wirklichkeit hat
den Blickkontakt verloren
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RESTE 
29.4.23, 13:48
Geposted von Kerstin Seidel

RESTE



Abgewöhnte Wärme,
der Frühling gilt noch nicht, lichtempfindlich
werfe ich meinen Schatten
auf das Ufer,
im See spiegelt sich zweifarbig dein Blick
bleibt blind
umarme ich die Stille
auf deinem Mund
liegt das Lächeln brach,
nichts
habe ich zu bergen
außer dein Bild
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VERLASSEN  
28.4.23, 05:51
Geposted von Kerstin Seidel

VERLASSEN


und den unvermeidlichen Punkt gesetzt

der Rhythmus verklungen
von nackten Füßen auf knirschendem Kies

die Menge verrechnet
von gefallenen Sternschnuppen

die Stichhaltigkeit gespürt,
der unter die Haut gehenden Fragen

Jetzt die luftleeren Räume beatmen
und ausziehen nach neuen Wegen

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KZ- Gedenkstätte  
2.4.23, 18:17
Geposted von Kerstin Seidel

KZ Gedenkstätte Bullenhuser Damm



Die Mauern
glühen in gleißendem Licht,
ihre Frucht ist Stille

Vergessen steht
eine Dornenkrone,
der nackte Zaun aus Blut
und Rosen

Der Schulhof schweigt es tot
im Keller die Kinder
an Fleischerhaken
wie aufgehängte Bilder

Inspirierendes Grauen für
Nachahmungstäter - die
Befehlsempfänger, die Brandstifter
warten auf ihren Wahlsieg
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Paris  
27.3.23, 14:46
Geposted von Kerstin Seidel

PARIS



Paris, pointillistische Farben
und unsere Aussicht ein Prospekt,
in dessen Blau jede Wolke verwischt erschien,
Paris
entzog sich, wie jene Menschen,
die immer
etwas zu schnell den Blick senken,
wie die Silhouette
der alten Gemäuer sich verlieren
im Dunst des Abends, kein Geräusch
mehr störte, kein Handyklingeln,
nicht einmal die Götter der Tuilerien,
deren bauzaunverhüllte Gestalten
gespenstisch zerrissene Schatten warfen,
im Stakkato unserer Schritte
echote ihre Kunde von vergangenen Tagen,
ihre Stimme erreichte uns nicht,
nur das Geräusch
des Aufzugs von einem fernen Kontinent,
sie meinten uns nicht
aber wir meinten uns, lasen uns
in üppigen Blickfeldern für die Furchen aus Licht,
in denen wir Staubkörner tanzen sahen
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Cafe 
25.3.23, 15:44
Geposted von Kerstin Seidel

dans le café



Im eleganten Polster besetzt mit
knospenden Körpern versuche ich das
Macaron oder Mousse
bin davon verführt blassblaue Liebesbriefe
hängen von der Decke
und an der Wand Serge Gainsbourg lächelt
schwarzweiß- in der Glastür zerzaust
die cremefarbenen Gesichter der selbst-
vergessenen Paare mein petit Café
schmeckt bitter aber die Stimmung
draussen ist von herzzerwirbelnder
Süßigkeit der Sturm treibt Magnolien-
blüten über die Stadt die Metro
ein untergründiges UFO
kurz vorm Eintritt in die Umlaufbahn
und wir sind Fluggäste reihen uns ein
in den blauen Plan der Geometrie und tick-
tacken dorthin wo die Zeit stillsteht
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