RESTE 
29.4.23, 13:48
Geposted von Kerstin Seidel

RESTE



Abgewöhnte Wärme,
der Frühling gilt noch nicht, lichtempfindlich
werfe ich meinen Schatten
auf das Ufer,
im See spiegelt sich zweifarbig dein Blick
bleibt blind
umarme ich die Stille
auf deinem Mund
liegt das Lächeln brach,
nichts
habe ich zu bergen
außer dein Bild
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VERLASSEN  
28.4.23, 05:51
Geposted von Kerstin Seidel

VERLASSEN


und den unvermeidlichen Punkt gesetzt

der Rhythmus verklungen
von nackten Füßen auf knirschendem Kies

die Menge verrechnet
von gefallenen Sternschnuppen

die Stichhaltigkeit gespürt,
der unter die Haut gehenden Fragen

Jetzt die luftleeren Räume beatmen
und ausziehen nach neuen Wegen

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KZ- Gedenkstätte  
2.4.23, 18:17
Geposted von Kerstin Seidel

KZ Gedenkstätte Bullenhuser Damm



Die Mauern
glühen in gleißendem Licht,
ihre Frucht ist Stille

Vergessen steht
eine Dornenkrone,
der nackte Zaun aus Blut
und Rosen

Der Schulhof schweigt es tot
im Keller die Kinder
an Fleischerhaken
wie aufgehängte Bilder

Inspirierendes Grauen für
Nachahmungstäter - die
Befehlsempfänger, die Brandstifter
warten auf ihren Wahlsieg
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Paris  
27.3.23, 14:46
Geposted von Kerstin Seidel

PARIS



Paris, pointillistische Farben
und unsere Aussicht ein Prospekt,
in dessen Blau jede Wolke verwischt erschien,
Paris
entzog sich, wie jene Menschen,
die immer
etwas zu schnell den Blick senken,
wie die Silhouette
der alten Gemäuer sich verlieren
im Dunst des Abends, kein Geräusch
mehr störte, kein Handyklingeln,
nicht einmal die Götter der Tuilerien,
deren bauzaunverhüllte Gestalten
gespenstisch zerrissene Schatten warfen,
im Stakkato unserer Schritte
echote ihre Kunde von vergangenen Tagen,
ihre Stimme erreichte uns nicht,
nur das Geräusch
des Aufzugs von einem fernen Kontinent,
sie meinten uns nicht
aber wir meinten uns, lasen uns
in üppigen Blickfeldern für die Furchen aus Licht,
in denen wir Staubkörner tanzen sahen
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Cafe 
25.3.23, 15:44
Geposted von Kerstin Seidel

dans le café



Im eleganten Polster besetzt mit
knospenden Körpern versuche ich das
Macaron oder Mousse
bin davon verführt blassblaue Liebesbriefe
hängen von der Decke
und an der Wand Serge Gainsbourg lächelt
schwarzweiß- in der Glastür zerzaust
die cremefarbenen Gesichter der selbst-
vergessenen Paare mein petit Café
schmeckt bitter aber die Stimmung
draussen ist von herzzerwirbelnder
Süßigkeit der Sturm treibt Magnolien-
blüten über die Stadt die Metro
ein untergründiges UFO
kurz vorm Eintritt in die Umlaufbahn
und wir sind Fluggäste reihen uns ein
in den blauen Plan der Geometrie und tick-
tacken dorthin wo die Zeit stillsteht
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Frühling in Paris  
24.3.23, 17:59
Geposted von Kerstin Seidel

FRÜHLING IN PARIS



Der Platz blüht mandelfarben,
enthastete Schritte säumen den Weg
zu sprechenden Stühlen
verschweigen ihr Wissen
über die Stadt und die Leute gehen
verwandelt unter südlichem Blau
fliehen graue Stunden
auf Boulevards bummeln Bildersucher
sitzen blind Verliebte im Café
duftet es nach Croissants
und Macarons und im Louvre
lächeln Göttinnen ihren Gästen zu

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Vorübergehend  
25.2.23, 08:13
Geposted von Kerstin Seidel

Vorübergehend



Der See hat sich gefärbt,
der Regen treibt das Wasser
über die Ufer

Wenn nur einmal eine
Wolke vorüberzöge und
sich spiegelte im Dunkel,

dann hätte der Himmel,
einen Grund zu bleiben
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Deichdämmerung 
7.1.23, 14:45
Geposted von Kerstin Seidel

DEICHDÄMMERUNG



Noch zaghaftes Gezwitscher
erste Vogelstimmen,
die Natur streift ihr Nachtgewand
über die Zweige huscht ein Lächeln
der letzten Nebelbänke zerfließen
in zauberhaftem Silber strahlt
der Strand ganz still kitzelt
die Morgenröte den jungen Tag
aus dem Schlaf
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Lass mich gehen  
7.1.23, 10:25
Geposted von Kerstin Seidel

LASS MICH GEHEN



Ich lass mich gehen,
ungeschminkt,
am Deich entlang

Ich lass mich gehen,
ungetaktet
aus dem Stundenplan

Ich lass mich gehen,
ungebremst
aus den Bahnen

Ich lass mich gehen,
unglaublich
in die Fantasie

Ich lass mich gehen,
unbewaffnet
in den Frieden

Ich lass mich gehen,
unerschrocken
in die Zukunft
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Satt 
29.12.22, 13:27
Geposted von Kerstin Seidel

SATT



Heut sind sie wieder
auf dem Weg zum Essen,
der Schreier und der Fette
und die kleine Alte,
sie fragen Nicht von Wem
und Wessen
Hand es ist, die ihnen gibt,
sie stolpern fremd ins Kalte

Dort warten Sie auf Brot und Butter,
der Schreier und der Fette
und die kleine Alte,
dann kommt ein Mensch,
bringt Wärme, Seelenfutter und
sie glauben ohne es zu sehen,
der Mensch geht weiter, hinaus
ins stumme Kalte,
wo Mensch auf Liebe wartet,
ohne es zu verstehen
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