GRÖSSENWAHN 
29.9.19, 18:39
Geposted von Kerstin Seidel

GRÖSSENWAHN



In jungen Jahren,
wollt ich zu den Sternen fahren,
wollte Wolkenreiter sein,
baute Göttern goldnen Schrein,
hielt Licht hinter hohen Mauern,
erhob Leid zur Kunst des Trauern,
weidete mein Herz an Hass und
zerfloss wie Wein vom Fass,
selbst gab ich mir große Namen,
Tugend, Reinheit, Herzerbarmen,
stellte mich auf jeden Sockel,
kräht‘ mein Lied mit jedem Gockel
und versprühte Charme wie Sekt,
heute habe ich entdeckt,
dass das Echte liegt im Stillen,
dass das Rechte zwingt kein Willen,
dass die Wahrheit alles Sein,
meine Größe, liegt im Klein!
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ENTFERNT 
29.9.19, 18:37
Geposted von Kerstin Seidel

ENTFERNT



Mit welcher Stimme
rufe ich mich selbst mit
welcher Haut spĂŒre ich
deine WĂ€rme und mit
welchen Augen
lese ich von deinem Gesicht
deine WĂŒrde?
Ich bin auf Besuch
bei mir nun unter
lÀchelndem Pony rede ich
Worte wie kleine, böse Kinder,
die den Vater bespein und
ich weiß nicht wie
ist das - laufen lernen?
Meine FĂŒĂŸe klemmen
unter einem Stein
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SCHWERELOSTEE 
29.9.19, 18:34
Geposted von Kerstin Seidel

SCHWERELOSTEE



Nichts mehr zu wiegen
vom Scheitel zum Zeh,
das ist mein Traum
vom Schwerelostee

Hab heut ihn mir
hinter die Binde gegossen
aufwÀrts, inŽs Luftleer
steig ich die Sprossen,

Reibung gleich Null und
kein Stein mehr im Schuh
raubt mir beim Sternedurchqueren
die Ruh

Schwerelostee, mein nÀchtlicher Leiter,
schrÀg durch die Luft steig ich
hell und klar weiter ein Schiff,
das sich vom Kai gelöst treibt

ein Schiff, dem kein Ankergrund bleibt,
jegliche Haftung heftig zerrissen,
leicht wie der Atem auf frischem Kissen,

liebes Mondlicht, versteh wenn ich sag,
leicht ist, was ich heut schwerelos trag,
nichts mehr zu wiegen, vom Scheitel zum Zeh,
das ist mein Traum vom Schwerelostee

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SOMMERABEND 
14.9.19, 11:00
Geposted von Kerstin Seidel

SOMMERABEND



Die Straße steht
angelweit offen aber ich
steh starr vor der TĂŒr
und verschlinge Vergessenes
links und rechts vom Weg
entscheiden sich
Bienen fĂŒrs Fliegen ĂŒber die BĂ€ume
stellt sich lichterloh der Abend
wenn ich komme
um meine Waben zu fĂŒttern
fÀllt der Regen wieder freundlich
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LEBENSLANG 
14.9.19, 10:58
Geposted von Kerstin Seidel

LEBENSLANG



Da ist er wieder der Wille
alles zu sagen, alles
zu tun wir lieben es
leicht ein BlÀtterhimmel
kĂŒhlt unsere Körper
noch wund von den Splittern
des Krieges, ja dieser LĂ€rm
ist da und die Bilder
von den Menschen abgefallen
im Traum seh ich Sie
aufgehoben, leerleicht
kreisend ĂŒber LustgĂ€rten,
ĂŒber Straßen nicht endend
der Sommer immer noch
dieses Begehren wir warten
noch wir sterben noch
einmal schrie der brandrote
Himmel ĂŒber die Steine,
die Seele heilt schließlich
lebenslang
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TANZEND 
14.9.19, 10:56
Geposted von Kerstin Seidel

TANZEND



Jedes Fest, das wir feiern
gilt einem Gipfel jubeln wir
Freude und lachen und tanzen
den Tag, doch niemand kann sagen,
ob wir schon oben gewesen sind
wir Helden der Welt wundernd
ziehen wir wĂŒnschend dahin:
HimmelwÀrts!
Aber das Basislager ist unsere SphÀre,
TrÀume der Rest, wie viele Gipfel
von Nebel verborgen ragen sie auf
in unserer Hoffnung, die nie uns verließ,
manchmal sitzen wir mĂŒde
am Fenster und stunden die Zeit,
ein Kind radelt leise vorĂŒber summend
ziehen die Wolken, weiße Gipfel
glĂŒcklich und fern
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HYMNE 
14.9.19, 10:55
Geposted von Kerstin Seidel

HYMNE



Ich schreibe ein Lied
entworfen aus Stille
geschrieben mit Blicken
gesegnet mit Blumen der Erde
und mit Armen erhoben zum Himmel
ein Lob auf das Leben und das Licht
gemeißelt aus Liebe
verströmt es Hoffnung auf Heute
gilt das Gute, das unbefangene
Lachen des Windes
mit dem freundlichen Segen
der Sonne schreibe ich die Worte
der Sehnsucht verschlungen
und klar
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LEICHT 
14.9.19, 10:52
Geposted von Kerstin Seidel

LEICHT



Eine, der Enge und Ordnung
nicht fremd sind sammelt
die Echos von kahler Wand
mit Pickel und Sprache bewandert,
das „Hallo“, das „Hoppla“, Leichtes
sprechen vom Tapetenwechsel wer,
wenn nicht ich, hört mir zu
die Zeit
führt ins endlich Offene

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VERSPRECHEN 
14.9.19, 10:51
Geposted von Kerstin Seidel

VERSPRECHEN



Mit glĂ€sernen FĂŒĂŸen
taumelt die Nacht trÀgt
TrÀume im Mund durch
die Wiesen wehen
sanfte KlÀng
Flussatem herauf zu uns
tastend zwischen Spiegelscherben
starr seit berstender Stein schlÀgt
in Seelen und HÀuser öffne ich
die TĂŒr noch vor dem Tag und
die Fenster den singenden HĂ€nden
des Winds die mich fassen
wie man Vertrautes aufhebt und
bleibt
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ECHO 
19.8.19, 18:41
Geposted von Kerstin Seidel

ECHO



Des Kornes Duft reift,
streift Rauch vom Feuer,
Versprechen auf Brot und WĂ€rme,
verbrenndes Gehölz diese Glut
trÀgt Geheimnisse wie ein Freund
in die Nacht sternenvoll, blasig
blÀhen die Himmel sich bis
hart ans flimmernde Zerplatzen
saugt hungrige Finsternis
an der Erde ruht meine Stirn
und meine Stimme sei ihr Echo
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