ATME 
19.8.19, 18:33
Geposted von Kerstin Seidel

ATME



Atme suchend die Sonne
brennt mir ins Fleisch
allein schlucke ich den Schlaf
fresse alles Grün dieser Erde
und atme süchtig den Sommer
verbrennt in mir das Meer
der Einsamkeit ertränkt mich
in trockener Erde und Sand
streut mir in die Augen und
nennt es Wahrheit

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JULIHIMMEL 
19.8.19, 18:31
Geposted von Kerstin Seidel

JULIHIMMEL



Mein Irrtum oder deiner, was soll er
uns? Wir haben einen Schimmer,
Halluzinationen, Horizont, Haufen Stoffs,
zwischen denen sich nachts die Klarheiten ballen,
legen wir Hand an
die Deichsel, im Vertrauen auf Erreichbarkeiten,
die Distanzen in den Augenwinkel gaukeln Gewissheit,
was wir wissen wach bleiben,
nicht haben, kann uns nicht bewegen,
aber wir geben nicht auf, Nähe, hören nicht auf lautlos,
entrückt
wie jedes Inferno, das wir kennen, stürzt es
hinter die Hecke, sagen wir und meinen
Gerölle, nie ausgehöhlt von anderem
als Wünschen bleibt unser Haus heil
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EWIG 
19.8.19, 18:20
Geposted von Kerstin Seidel

EWIG



Dem Tageslicht einen Weg weisen,
dann den Stuhl zurecht rücken
die Unebenheit des Gedankens
fest in der Hand halten bis
ein Abdruck entsteht, der
vielleicht zu leben beginnt
eh ich vergeh
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BLIND 
19.8.19, 18:17
Geposted von Kerstin Seidel

BLIND



Kralle mich ins Himmelblau
zerbreche mir die Nägel daran wein
rot tropft es an mir herab
fresse alles Grün dieser Erde und
atme süchtig die Sonne
brennt mir ins Fleisch: allein
schlucke ich das Meer Einsamkeit
ertränkt mich auf trockener Erde
Sand liegt mir in den Augen:
meine Hände ertasten ein Licht

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BAUMSEIN 
19.8.19, 18:13
Geposted von Kerstin Seidel

BAUMSEIN



Baum wär ich,
zottiger Riese
mächtig hoch und breit
mit meinen grünen Fingerspitzen
strich ich den weichen Bauch
der Wolken badend im Regen
machte ich mir ein Kleid
aus Jahren
das mich wärmt im Winter
und kühlt im Sommer
hart und weich zugleich
diente es den Käfern als Heim
meine suchenden Wurzeln
trieb ich weit hinein
in den Schoß der Erde
und legte sie um mein Herz
und fühlte sein warmes Schlagen
manchmal kam mein Geliebter
Wind uralt wie ich
und kühlte meine Wunden
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IM WINDE 
19.8.19, 18:12
Geposted von Kerstin Seidel

Im Winde



zittert glitzernd jedes Blatt
die Bäume sind von weichem Licht begossen
und Regen tränkt Tropf um Tropfen
herab von seidiggrauem Himmel grünen Halm
Aus fermentierter Ferne flüstern Fragen
nach dem Blühen in Büschen Blumen Bäumen
und Windwirbel tragen Antwort in die Tage
der schöne Sommer war schon da
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VERSTEHEN 
19.8.19, 18:09
Geposted von Kerstin Seidel

VERSTEHEN



Mir ein Stück Nebel stehlen
aus dem Hirn und
aufblasen und aufblasen
bis es platzt ein
unendlicher Schrei der Mund
mit Lehm verstopft weiß,
kein Regen wäscht ihn
sauber das Papier freut sich
und bleibt geduldig meine Worte
suchen Sinn, irgendwie wieder
die eigene Angst im Spiegel
taucht das Kind auf, dem
niemand den Himmel verrät
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ZAHM 
19.8.19, 18:08
Geposted von Kerstin Seidel

ZAHM



Bevor er mit der Haut verwuchs
hängte ich meinen Pelz
in jeden Wind warm und bequem
strebe ich nun den fetten Weiden zu
nur manchmal im Schlaf noch
fletsch ich die Zähne
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NEU 
19.8.19, 18:07
Geposted von Kerstin Seidel

NEU



Die Äste der Kiefer
vorm alten Haus
reden vom Gestern
zwei Zweige schwimmen
vergessen im Blau
blicken blind
ins offene Fenster
und sind verschlungen
mit dem Wind
eine wärmende Sonne
treibt zwei Knospen
jeden Morgen wieder
neu ins Licht
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MUT 
19.8.19, 18:06
Geposted von Kerstin Seidel

MUT


Bleib ich stumm durch ihre Worte
oder spreche ich es aus
bin ich feig und müd geworden
oder zieht es mich hinaus
Ist mein Fell mir dick gewachsen
oder trifft mich noch ein Zorn
taumle ich in meinen Grenzen
oder strebe ich nach vorn
Werde ich mich nun beschneiden
oder unzufrieden sein
forme ich nur hohle Worte
oder werf ich einen Stein
Reicht mir dieser kleine Frieden
und diese ausgestreckte Hand
oder seh ich nach dem Essen
über meinen Tellerrand
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